Yutaka Matsuzawa
UNDER SEABED MANDALA
Die »Under seabed mandala« als Ausdruck ästhetischer Askese im Werk und Denken von Yutaka Matsuzawa geht formal zurück auf die Struktur der klassischen Kongo-Mandala, einer buddhistischen
Bildanordnung mit 9 Elementen, die neun Stufen der mit Meditation symbolisieren.
In Matsuzawas Installation repräsentiert das weiße Mandala-Feld die Vergangenheit als NICHTS (Vanitas); das rote Feld die Zukunft als Katastrophe. Jedes Blatt des weißen und des roten Feldes mißt
90 x 90 cm. Die Gesamtinstallation ist 400 cm X 900 cm groß.
Die Farbe Weiß bezeichnet die LEERE: »die einmal sinnlich wahrnehmbar artikulierten Dinge und Ereignisse fahren fort, eines nach dem anderen aus dem kontemplativen Feld zurückzutreten, indem sie
nach und nach ihre eigenen Artikulationen innerhalb der wahrnehmbaren Dimension des Seins in de Zustand des NICHTS vor aller Wahrnehmung hineinziehen«. (Rikyû: Die Theorie des Schönen in
Japan)
Die Welt der Natur »vor aller Wahrnehmung« durch den Menschen wir von Matsuzawa auf den weißen Faledern thematisiert. Die sparsam mit Tusche und Pinsel angedeuteten Silhouettenlinien neun
heiliger Berge Japans, die Matsuzawa auf seinen Pilgerwanderungen erstiegen hat, stehen als Zeichen für Dauer und Festigkeit über seiner Aussge: »The day when this place was at the sea-bed in
9000009 B.C.«. Auf jedem der acht weiteren Blätter verweisen Erdzeitalterangaben von 8000008 bis 10000001 auf die Tiefe der Zeit, den unvorstellbaren Zeitfluß, eine Vergangenheit, »in der die
Natur als Welt aus dem NICHTS durch die bewußte Wahrnehmung des betrachtenden Menschen in den Zustand des SEINS geuogen wird«. (Rikyû)
Weit zurückliegende Naturprozesse und Ereignisse werden durch die Assoziation des Wahrnehmenden und durch seine subjektive Vorstellung in der gegenwart zu einer Realität, die Zeit und Raum zu
einer subjektiven inneren Landschaft verbindet.
Auf den roten Mandala-Feldern sind dieselben Bergzeichen und Matsuzawas Signatur zu sehen. Die Farbe Rot bezeichnet in seinem Werk die Katastrophe - die Erde »nach aller Wahrnehmung« durch
menschliche Wesen: »The day whem this place will be at the sea-bed in 2001 A.C.« legt als künstlerische Setzung den Weltuntergang i die nahe Zukunft. Im Jahr 2002 endet die Zeit des Menschen
durch seine »selbstverschuldete Unmündigkeit« im abrupten negativen Höhepunkt des selbstzerstörerischen Welteroberungsprozesses, – er verschwindet. Zurück bleibt Materie ohne Bewußtsein. Das
Wasser, Prinzip des ewigen Wandels, besiegt die starre Unbeweglichkeit, den Berg. Die Erde ist den Gesetzen der Natur zurückgegeben.
»Ohne wahrnehmendes Bewußtsein wird die Welt zu einem nichtartikulierten Ganzen, zu LEERE.« (Rikyû)
B. M.